Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig und Gastronomen fordern Öffnungsstrategie
Die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig und die Kreisstelle Rosenheim des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Bayern lehnen einen weiteren harten Lockdown als einziges Mittel zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie ab. „Wir müssen einen Mittelweg finden“, sagte die heimische Wahlkreisabgeordnete bei einem Gespräch mit der Dehoga-Kreisvorsitzenden Theresa Albrecht (MItte) und dem Dehoga Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert in Rohrdorf. „Eine Kombination aus Testen, Impfen, Abstand, Masken und Hygienekonzepten würde verantwortungsvolle Öffnungen im Handel und in der Gastronomie erlauben.“
Theresa Albrecht hat derzeit mit ihrem Hotelbetrieb in Rohrdorf mit Umsatzverlusten von bis zu 90 Prozent zu kämpfen. Vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen geht es nicht anders. Mit Kurzarbeit, Novemberhilfe und eigenen Mitteln kam sie bislang über die Runde. Doch was ihr fehlt, ist eine Perspektive. „Wir haben seit Monaten ein Berufsverbot und eine Sonderopferrolle, da bekomme ich einen Zorn. Dabei haben wir nachgewiesenermaßen funktionierende Hygienekonzepte entwickelt. Ich weiß von niemandem, der sich in der Gastronomie angesteckt hat.“
Dehoga Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert hob die Hygienekonzepte in der Gastronomie hervor. „Wir haben intensiv daran gearbeitet, und sie haben sich auch nach Ansicht von Experten bewährt. Wenn wir angesichts neuer Erkenntnisse noch etwa verbessern könnten, sind wir sofort bereit, nachzubessern.“ Noch ein Problem bereitet den Gastronomen und Hoteliers Sorgen: Wenn der Lockdown andauert, ist das Personal auf Dauer weg. Und das bei einem ohnehin bestehenden Fachkräftemangel. „Sehr viele Mitarbeiter haben sich bereits andere Arbeitsstellen besorgt“, sagt Theresa Albrecht. „Wenn das so weiter geht, stehen wir alle vor ungelösten Personalsorgen.“ „Was viele nicht wissen“, so Geppert, „wir benötigen sechs Mal so viele Beschäftigte, um auf den gleichen Umsatz wie der Einzelhandel zu kommen.“
Ein weiter andauernder Lockdown gefährde die Wirtschaft in der Region, betonen Theresa Albrecht und Thomas Geppert. Denn Stadt und Landkreis Rosenheim lebten stark vom Tourismus. Nach einer dwif-Studie setzten Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistungen im Chiemsee-Alpenland-Gebiet im Jahr 2019 mit dem Tourismus 810 Millionen Euro um. „Bricht das Gastgewerbe weg, fehlt die Grundlage für die Leitökonomie Tourismus“, betont Albrecht.
Der Hotel- und Gaststättenverband erwartet von der Bayerischen Staatsregierung, mit den Sorgen und Ängsten, aber auch mit den Konzepten und Vorschlägen gehört zu werden.
„Für unsere Branche steht die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Gäste immer an erster Stelle, schließlich stehen wir für Genuss und Wohlempfinden“, stellt Albrecht unmissverständlich fest, „dies schließt aber nicht aus, beides, Genuss und Gesundheit, mit einem cleveren Konzept abzubilden: Man kann genießen und dabei sicher sein, sich nicht anzustecken.“ Geppert betont, dass das Gastgewerbe sichere Bereiche schafft, die sogar helfen, die Pandemie zu bekämpfen: „Einmal ehrlich: Nach Monaten des Lockdowns wollen die Menschen wieder Begegnungen und Genuss. Und das kann entweder unorganisiert und ohne Einhaltung von Schutz- und Hygienekonzepten im privaten oder öffentlichen Raum erfolgen – ich sehe förmlich die Bilder von dicht gedrängten Menschenmassen in Parks und entlang von Ufern vor mir.
Oder es kann organisiert und unter Einhaltung von strengen Schutz- und Hygienekonzepten erfolgen, ohne dass die Lebensfreude darunter leidet“, erläutert Geppert und Albrecht ergänzt: „Wir sollten sofort zumindest die Außengastronomie wieder öffnen. Man ist draußen, d.h. die Aerosolkonzentration spielt keine Rolle, man hält Abstand, man muss immer eine Maske tragen, außer man sitzt am Tisch – da kann ich aber sowieso nur mit demjenigen zusammensitzen, mit dem ich zuhause auch im Partykeller feiern darf; und für den Fall der Fälle findet zusätzlich noch eine Gästeregistrierung statt. Sicherer geht es nicht. Dasselbe gilt für heimischen Urlaub. Warum soll Urlaub im Ausland mit negativem Test funktionieren und bei uns nicht? Solche Konzeptöffnungen könnten Teil der Lösung sein; zumal: Das Gastgewerbe hat das Thema Hygiene mit der Muttermilch aufgesogen.“
Geppert und Ludwig sind sich einig, dass der Faktor Mensch viel stärker in die Überlegungen mit einbezogen werden muss. „Den meisten Menschen dauert der Lockdown schon viel zu lange“, sagt Daniela Ludwig. „Sie sehen keinen Fortschritt in der Bekämpfung der Pandemie, weil wir immer noch zu Mitteln aus dem März 2020 greifen.“ Positiv sei, dass die Impfkampagne Fahrt aufgenommen habe, und dass sich die Staatsregierung bereits bis zu 2,5 Millionen Dosen des russischen Impfstoffes Sputnik V gesichert habe. „Solange wir noch keine ausreichende Durchimpfung erreicht haben, spielt das Testen eine große Rolle. Sowohl, um gewisse Perspektiven zu bieten, als auch um mehr Sicherheit zu erzeugen.“